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Australien will die Welt mit seltenen Erden versorgen

19.05.2021

Der rote Kontinent will seine Förderung von seltenen Erden und anderen kritischen Mineralien massiv ausbauen. Zu den Abnehmern gehört auch die deutsche Elektroautoindustrie.

Australien will die Welt mit seltenen Erden versorgen

Der rote Kontinent will seine Förderung von seltenen Erden und anderen kritischen Mineralien massiv ausbauen. Zu den Abnehmern gehört auch die deutsche Elektroautoindustrie.

Bergbauunternehmen in Australien planen aktuell einen starken Ausbau ihrer Förderung von seltenen Erden und anderen kritischen Mineralien. Die australische Regierung unterstützt die verstärkte Förderung finanziell. Für die Abnehmerländer wird Australien damit zu einer alternativen Bezugsquelle zu der Volksrepublik China.

Aktuell wird der Weltmarkt für seltene Erden in hohem Maß durch China dominiert. Nach Statistiken des U.S. Geological Survey ist die Volksrepublik für rund 60 Prozent der Minenproduktion von Seltenerdoxiden verantwortlich. Zudem wird auch ein Großteil der Förderung anderer Staaten zur Weiterverarbeitung nach China geschickt. Deshalb dürfte China etwa 80 bis 90 Prozent der raffinierten seltenen Erden kontrollieren.

In zahlreichen Ländern gibt es Bestrebungen, die Lieferketten für kritische Metalle zu diversifizieren und so die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Australien ist dabei mit ergiebigen Ressourcen ein logischer Partner. Mit den Vereinigten Staaten besteht bereits eine Kooperation durch den US-Australia Critical Minerals Action Plan, in dessen Rahmen an der Erkundung und Erschließung der reichhaltigen Vorkommen auf dem roten Kontinent gearbeitet wird.

Und auch die Europäische Union (EU) könnte in Zukunft enger mit Australien zusammenarbeiten. Im September 2020 stellte die EU-Kommission einen Aktionsplan zu kritischen Rohstoffen vor. Dieser listet 30 Materialien, darunter neben seltenen Erden auch Titan, Tantal oder Vanadium. Die Diversifizierung der Versorgung aus Drittländern ist dabei ein wichtiger Baustein.

Australien wird als potenzieller Partner für eine strategische Partnerschaft genannt. Im Netzwerk der European Raw Materials Alliance (ERMA) sind bereits zwölf australische Bergbauunternehmen vertreten. Diese verfolgen eine Reihe von Minenprojekten, welche Chancen für die Beschaffung von Rohstoffen sowie zur Zulieferung von Bergbauausrüstung bieten.

Unternehmen planen lokale Weiterverarbeitung

Eine weltweite Wertschöpfungskette errichtet derzeit die Lynas Corporation. Diese betreibt mit Mount Weld im Bundesstaat Western Australia (WA) bereits eine der reichhaltigsten Minen für seltene Erden weltweit. Für das dort gewonnene Konzentrat (circa 66.000 Tonnen pro Jahr) baut das Unternehmen in der Minenstadt Kalgoorlie bis 2023 eine moderne Weiterverarbeitungsanlage zum Aufbrechen und Auslaugen des Erzes. Die Kosten dürften bei rund 350 Millionen US-Dollar (US$, 500 Millionen $A, 1$A = 0,6906 US$) liegen.

Das dort aufbereitete Material wird zur Kuantan-Raffinerie von Lynas in Malaysia verschifft. Zudem plant Lynas den Bau einer weiteren Separationsanlage in Texas (USA), welche den US-Markt bedienen soll.

Zu einem zweiten großen Produzenten will das Bergbauunternehmen Iluka Resources aufsteigen, das am Standort Eneabba (WA) seit 2020 hochgradige seltene Erden (Konzentrat) aus dem Abraum einer Mine für Schwermineralsand gewinnt. Bis 2022 will Iluka eine Machbarkeitsstudie für einen integrierten Weiterverarbeitungskomplex abschließen, welcher jährlich rund 20.000 Tonnen an Seltenerdoxiden produzieren könnte. 

Nach Schätzungen der Investmentbank Goldman Sachs könnte der Bau einer zweistufigen Anlage (1. Stufe: Aufbrechung und Auslaugung, 2. Stufe: Raffinerie) rund 550 Millionen US$ kosten. Genau wie die Lynas Corporation zeigt sich Iluka offen, hinsichtlich der Nutzung mit anderen Produzenten zusammen zu arbeiten.

Zudem entwickelt Iluka Resources die Wimmera Mine im Bundesstaat Victoria. Dort sollen aus Schwermineralsand Zirkon und seltene Erden gefördert werden. Das Investitionsvolumen für die Tagebaumine könnte rund 280 Millionen US$ (405 Millionen $A) betragen.

Deutsche Unternehmen entdecken Australien als Bezugsquelle

Einen engen Bezug zur deutschen Wirtschaft hat die Minengesellschaft Hastings Technology Metals mit Hauptsitz in Perth (Western Australia, WA). Das Unternehmen plant das Yangibana Rare Earths Project in WA. Die etwa 310 Millionen US$ teure Abbaustätte wird eine Förderleistung von 3.400 Tonnen Seltenerdoxiden erreichen. Hierfür schloss Hastings bereits Abnahmeverträge mit den deutschen Unternehmen Schaeffler und ThyssenKrupp.

So wird Schaeffler Neodymium und Praseodymium beziehen, welche für die Herstellung von Permanentmagneten in Elektromotoren oder Generatoren beispielsweise für Windräder benötigt werden. Zudem führt Hastings Gespräche mit der KfW IPEX Bank und Euler Hermes über eine durch Garantien für ungebundene Finanzkredite (UFK-Garantien) gesicherte Finanzierung des Minenprojektes.

ThyssenKrupp erhält bereits seltene Erden aus dem Browns Range Project von Northern Minerals. Und auch Arafura Minerals verhandelt mit möglichen deutschen Abnehmern für das Nolans Rare Earth Project.

Australische Regierung stellt Fördermittel bereit

Auch die australische Regierung unterstützt die Entwicklung von Projekten für kritische Mineralien. Im Bergbauministerium wurde dazu das Critical Minerals Facilitation Office eingerichtet. Premierminister Scott Morrison stellte im März 2021 die Resources Technology and Critical Minerals Processing Roadmap vor. Über diese werden finanzielle Zuschüsse für Vorhaben zur lokalen Weiterverarbeitung von kritischen Rohstoffen gewährt. Dabei können bis zu 50 Prozent der Projektkosten beigesteuert werden.

Zudem können Unternehmen eine Förderung durch die mit rund 3,5 Milliarden US$ (5 Milliarden $A) dotierte Northern Australia Infrastructure Facility (NAIF) in Anspruch nehmen. Diese stellt vergünstigte Kredite für Projekte in den rohstoffreichen nördlichen Teilen der Bundesstaaten Western Australia (WA), Northern Territory (NT) und Queensland (QLD) zur Verfügung. Dieses Programm steht auch für Minenbetreiber offen. So wollen beispielsweise Hastings und Arafura Resources ihre Vorhaben mit Hilfe des NAIF stemmen.

Originaltext hier: Australien will die Welt mit seltenen Erden versorgen | Branchenbericht | Australien | Bergbau und Rohstoffe (gtai.de)