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Australien investiert in den Abbau von Batterierohstoffen

01.06.2021

Australien ist bereits der weltweit größte Lithiumproduzent und will seine Förderung nun noch deutlich steigern. Auch Kupfer und Nickel sind gefragt.

Verfasst von Heiko Stumpf. 

Die Rohstoffunternehmen in Australien bereiten sich auf einen Nachfrageanstieg für Batterierohstoffe vor. Insbesondere im Lithiumbergbau hellt sich die Stimmung deutlich auf. Zuletzt litt der Sektor unter einem weltweiten Überangebot und fallenden Preisen. Die Minenbetreiber fuhren ihre Produktion zurück. Die beiden australischen Minen Wodgina und Bald Hill stoppten ihren Betrieb sogar vorübergehend.

Zur Überwindung der Corona-bedingten Wirtschaftseinbrüche setzen nun viele Regierungen weltweit auf Konjunkturpakete mit grüner Ausrichtung, die auch Anreize für Elektromobilität schaffen. Das australische Bergbauministerium erwartet für 2021 und 2022 einen Anstieg des weltweiten Lithiumbedarfs um 37 beziehungsweise 21 Prozent.

Neue Lithiumprojekte kommen in Gang

Anfang 2021 verkündete Covalent Lithium die finale Investitionsentscheidung für den Bau der Mount Holland Mine in Western Australia (WA). Der Kapitalbedarf für das Großvorhaben liegt bei rund 1,3 Milliarden US-Dollar (US$, 1,9 Milliarden $A, 1 US$ = 0,6906 $A). Die Förderung soll 2024 beginnen.

In Australien wird Lithium aus Spodumenerz gewonnen, welches direkt zu Lithiumhydroxid verarbeitet werden kann. Letzteres wird für die Herstellung von leistungsstarken Batteriekathoden mit einem hohen Nickelgehalt benötigt. Damit verfügt Australien über einen Vorteil gegenüber Produzenten, die Lithium aus der Sole von Salzseen in Südamerika fördern. Das dort erzeugte Lithiumkarbonat muss nochmals weiterverarbeitet werden, um hochwertige Batteriequalität zu erreichen.

Die Mount Holland Mine soll pro Jahr über 340.000 Tonnen Spodumenkonzentrat fördern. Begleitend errichten die Betreiber eine Lithiumraffinerie in der Kwinana Industrial Area bei Perth. Diese wird pro Jahr rund 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid produzieren. Ein weiteres Neuvorhaben entwickelt Core Lithium im Northern Territory. Die dort geplante Finniss Mine soll eine Kapazität von rund 175.000 Tonnen Spodumenkonzentrat pro Jahr erreichen.

Auch gibt es großes Ausbaupotential in bestehenden Abbaustätten. Talison Lithium betreibt mit Greenbushes die größte Lithiummine der Welt. Längerfristig soll die Förderleistung von 1,3 Millionen Tonnen auf bis zu 2,4 Millionen Tonnen Erz erhöht werden.

Mit Pilbara Minerals entsteht mittelfristig ein weiterer Großproduzent. Das Unternehmen betreibt die Pilgangoora Mine und übernahm 2020 das benachbarte Altura Lithium Projekt. Derzeit laufen Studien für weitere Produktionssteigerungen.

Fortschritte werden auch beim Bau zweier ins Stocken geratenen Lithiumraffinerien erwartet. So soll die Kemerton Lithium Refinery (Albermale/Mineral Resources) noch 2021 in Betrieb gehen und zunächst 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr produzieren, nach weiteren Ausbauphasen sogar bis zu 100.000 Tonnen. Tianqi (China) will 2021 eine Lithiumraffinerie in Kwinana in Betrieb nehmen. Die Kapazität könnte von zunächst 24.000 Tonnen/Jahr bis 2024 verdoppelt werden.

Kupferminen investieren in Kapazitätsausbau

Der Vormarsch der Elektromobilität dürfte auch die Nachfrage nach Kupfer beflügeln. Die Kupferexporte Australiens sollen von 925.000 Tonnen im Finanzjahr 2019/20 auf 941.000 Tonnen im Finanzjahr 2021/22 steigen. Landesweit sind 15 Projekte mit einem Gesamtwert von mindestens 4,5 Milliarden US$ geplant.

Oz Minerals will bis 2026 seine Kupfer-Förderung in der Carrapateena Mine (South Australia) auf bis zu 120.000 Tonnen pro Jahr ausbauen. Die Investitionskosten dürften bei etwa 860 Millionen US$ liegen. Noch 2021 soll zudem die Investitionsentscheidung für den Ausbau der Mine Prominent Hill fallen. Bis 2025 ist dort der Bau eines neuen vertikalen Minenschaftes für rund 300 Millionen US$ geplant.

Viel Beachtung fanden in der Branche die Explorationsbohrungen des Bergbauriesen Rio Tinto in der Paterson Region (Western Australia). Mit dem Winu Projekt entsteht dort zunächst jedoch nur eine kleine Tagebaumine mit einer Jahresproduktion von rund 50.000 Tonnen. Sprecher von Rio Tinto weisen jedoch darauf hin, dass auch die gewaltigen Eisenerzkomplexe des Konzerns in der benachbarten Pilbara Region als kleine Operationen begonnen haben. Langfristig hofft Rio Tinto, in den Paterson Ranges ein ganzes Netzwerk an Kupfer- und Goldminen zu errichten.

Einen Rückschlag erlitt hingegen der Konkurrent BHP, der seine Pläne für einen massiven Ausbau der Olympic Dam Mine in South Australia für 2,4 Milliarden US$ endgültig begraben musste. Bei den Probebohrungen stieß der Konzern auf geologische Schwierigkeiten. Längerfristig könnte die Produktion der Mine dennoch von 200.000 auf 300.000 Tonnen Kupfer pro Jahr gesteigert werden, wofür eine Erschließung der Oak Dam Lagerstätte untersucht wird.

Auch Nickel und Graphit rücken in den Fokus

Umfangreiche Investitionen tätigt BHP hingegen für seinen Nickel West Komplex (Western Australia). In der Kwinana-Raffinerie entsteht bis Mitte 2021 eine Nickelsulfatanlage mit einer Anfangskapazität von 100.000 Tonnen pro Jahr, die später verdoppelt werden kann. Zur Sicherstellung der Versorgung will BHP die Honeymoon Well Mine entwickeln. In dem Vorkommen lagern 1,2 Millionen Tonnen Nickel.

Mit der West Musgrave Mine will auch Oz Minerals kräftig investieren. Die Investitionsentscheidung für das rund 700 Millionen US$ teure Vorhaben soll 2022 fallen. Geplant ist eine Jahresproduktion von 21.000 Tonnen Nickel und 28.000 Tonnen Kupfer. Auch mehrere stillgelegte Minen werden wieder in Betrieb genommen. So will Mincor Resources den aus drei Untertageminen bestehenden Kambalda-Komplex (Western Australia) wiederbeleben.

Künftig will Australien auch das für die Batterieherstellung benötigte Graphit produzieren. Landesweit gibt es mehrere Explorationsprojekte. Ecograf errichtet in Kwinana eine Weiterverarbeitungsanlage für 20.000 Tonnen pro Jahr.