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Rumäniendeutsche Journalistin ist "Auslandsdeutsche des Jahres"

12.08.2019

Die Zeitungsmacherin und Theaterautorin Elise Wilk aus Rumänien bekam rund 40% aller Stimmen

Von Anfang Juni bis Mitte Juli konnten Deutschsprachige in aller Welt darüber abstimmen, wer "Auslandsdeutsche des Jahres" werden soll. Drei Frauen standen im Finale. Ausschlaggebend bei diesem internationalsten deutschschsprachigen Wettbewerb war nicht die Schönheit der Teilnehmerinnen, sondern vor allem ihr Engagement für die eigene Kultur und für die Medien in der eigenen Muttersprache. Es konkurrierten eine Deutsche aus Frankreich, eine Deutsche aus Spanien und eine Rumäniendeutsche miteinander.

Die Siegerin Elise Wilk (37) leitet die Lokalredaktion der täglich erscheinenden "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ)" in Kronstadt/Brasov. Außerdem ist sie erfolgreiche Autorin von Theaterstücken. Ihre Familie ist seit Jahrhunderten in Siebenbürgen verwurzelt. Die Region, zu der auch Kronstadt gehört, wurde ab etwa 1150 von Deutschen besiedelt und gehört heute zum Staatsgebiet Rumäniens. Von der deutschen Minderheit in Rumänien (dazu zählen hauptsächlich die Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben) wurde eine einzigartige deutschsprachige Infrastruktur aufgebaut - mit zahlreichen Vereinen, Schulen, Kirchen, Theatergruppen, TV-Programmen oder Zeitungen. Die Tageszeitung "ADZ" konnte am Anfang dieses Jahres bereits ihren 70. Geburtstag in ihrer Bukarester Zentrale feiern. Elise engagiert sich neben ihrer journalistischen Abeit stark in der Minderheiten-Selbstverwaltung der Siebenbürger Sachsen und schreibt Stücke für rumänisch- und deutschsprachige Theater in ihrer Heimat. Mehrere davon wurden auch in andere Sprachen übersetzt, im Ausland aufgeführt und mit Preisen ausgezeichnet. Das Magazin "Forbes" kürte sie 2014 zu einer von 20 Trendsetterinnen und Trendsettern Rumäniens. 2018 wurde sie von der Zeitschrift "Decat o Revista" in die Liste der "100 Personen, die das Rumänien von morgen prägen werden" aufgenommen.

Björn Akstinat, Leiter des Netzwerks der deutschsprachigen Auslandsmedien (IMH-Internationale Medienhilfe): "Dieser zweite Durchlauf des Wettbewerbs war wieder ein voller Erfolg. Er wird auch in Zukunft weitergeführt. Die Aktion soll speziell die weiblichen Mitglieder der deutschen Gemeinschaften und Minderheiten rund um den Globus für ihre bisherigen Aktivitäten belohnen bzw. für eine Mithilfe in deutschen Vereinen, Medien und sonstigen Institutionen motivieren. In vielen deutschen Institutionen im Ausland sind Frauen noch unterrepräsentiert. Ziel des Wettbewerbs ist außerdem, in Deutschland auf die großen kulturellen Leistungen und Traditionen der Auslandsdeutschen stärker aufmerksam zu machen. Viele Bürger der Bundesrepublik wissen so gut wie nichts von den deutschen Minderheiten weltweit, da diese im Unterricht der Schulen und Hochschulen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen kaum thematisiert werden. Die rumäniendeutsche Journalistin und Theaterautorin Elise Wilk ist für den Titel "Auslandsdeutsche des Jahres 2019" besonders geeignet und hat eine positive Vorbildfunktion für die Siebenbürger Sachsen in Rumänien. Heute leben noch rund 40.000 von ursprünglich 800.000 Deutschstämmigen in Rumänien. Die meisten sind nach Deutschland zurückgesiedelt. Elise Wilk ist bewusst in Siebenbürgen geblieben und hilft, die deutsche Kultur vor Ort lebendig zu halten. Dazu gehören das deutschsprachige Theaterleben und die deutschsprachige Medienszene mit IMH-Mitgliedspublikationen wie der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien" oder der "Hermannstädter Zeitung"."

Porträts der zwei weiteren Finalistinnen:

Friederike (Ibiza/Spanien)

Friederike ist Chefredakteurin und Verlegerin der deutschsprachigen Inselzeitung "Ibiza-Kurier" in Spanien. Geboren wurde sie in Leonberg bei Stuttgart und wuchs in Weil der Stadt am Rande des Schwarzwaldes auf. Schon früh kam sie mit der Medienwelt in Berührung, da viele ihrer Familienmitglieder im Presse- oder Fernsehbereich tätig waren und teils noch sind. Nach ihrer Schulzeit arbeitete sie als freie Mitarbeiterin bei der "Leonberger Kreiszeitung". Während ihres Studiums jobbte sie in ihren Sommer-Semesterferien häufig auf Ibiza - hauptsächlich bei einer Internetplattform, die über die dortige Partyszene informiert. Nach Abschluss ihres Studiums hatte sie 2008 die Idee, ganz auf die spanische Mittelmeerinsel umzuziehen und regelmäßig einen gedruckten Veranstaltungskalender mit redaktionellem Teil für die Partytouristen zu veröffentlichen. Einige Jahre später startete Friederike verlegerisch richtig durch: 2013 gründete sie mit zwei Geschäftspartnern die Monatszeitung "Ibiza-Kurier". Die deutschsprachigen Touristen und Bewohner der Insel versorgt sie jedoch nicht nur mit Informationen, sondern organisiert für sie zusätzlich Wanderungen, Buchlesungen, Unternehmer-Stammtische und ein beliebtes Zwiebelkuchenfest. Auch im Deutschen Hilfsverein Ibiza und im Umweltschutz ist sie engagiert. So initiierte sie die Kampagne "Ibiza sagt Nein" gegen Erdölbohrungen im Meer um die balearischen Inseln.

Petra (Südfrankreich) Petra ist die Gründerin des deutschsprachigen Magazins "RivieraZeit" und weiterer Medien in Südfrankreich. Sie wurde in Hamburg geboren, wanderte 1973 nach Italien aus und lebt bzw. arbeitet seit 1995 an der Côte d’Azur. 27 Jahre lang erscheint nun schon die von ihr gegründete Publikation für die Deutschsprachigen an der Mittelmeerküste zwischen Marseille und Genua - anfangs mit dem Titel "Riviera-Côte d’Azur-Zeitung" und oft unter schwierigsten Bedingungen. Da im Elsass aufgrund der französischen Minderheitenpolitik heute nur noch kleinere zweisprachige Druckmedien überlebt haben, stellt das Magazin "RivieraZeit" mittlerweile die einzige komplett deutschsprachige Publikation Frankreichs dar. Petra engagierte sich in der Vergangenheit nicht nur für die Presseprodukte aus ihrem Verlag, sondern als Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Internationale Medienhilfe (IMH) über mehrere Jahre ebenfalls für die gesamten deutschsprachigen Medien im Ausland. In Südfrankreich, Monaco und dem westlichen Italien ist sie bei Prominenten und Politikern - wie zum Beispiel Fürst Albert – sehr bekannt. Ihre Kontakte und ihre Medien nutzte sie immer wieder, um die Völkerverständigung und die deutsche Kultur vor Ort zu fördern. Das brachte ihr unter anderem eine Auszeichnung der deutschen Botschaft in Paris für Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft ein.